Katastrophenschutzseinsatz in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Am 14. und 15.07.2021 zog eine Unwetterfront mit mehr als 200 L/qm Regen über weite Teile der beiden Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
U.a. wurde auch das Ahrtal in Rheinland-Pfalz stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Abflauen der Wassermassen und den nun sichtbaren Schäden und Zerstörungen wurde für die betroffenen Regionen den Katastrophenfall ausgelöst.
Die Landesregierung Rheinland-Pfalz ersuchte daraufhin die Hilfe von anderen Bundesländern, so auch an Schleswig-Holstein. 6 Mitglieder unserer Freiwilligen Feuerwehr Eckernförde, erhielt am Freitag, 23.07.2021, den Marschbefehl in das Krisengebiet. Am Samstagabend, 24.07., sammelten sich dann die eingeteilten Einsatzkräfte aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde zunächst in Büdelsdorf und trafen sich dann mit anderen Einsatzkräften aus anderen Landkreisen in Neumünster. Von dort ging es dann in großer Kolonnenfahrt über Nacht nach Rheinland-Pfalz. Das Basislager der unterschiedlichen Hilfeleistungseinheiten aus Schleswig-Holstein (mit rd. 700 Hilfskräften) war dann in der Ortsgemeinde Windhagen in einer Schule mit Sportzentrum.
Nach dem Einrichten unserer Schlafplätze in der Turnhalle ging es in den Mittagsstunden gleich in unser Einsatzgebiet. Für die Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein (Feuerwehren, THW und Rettungskräfte) wurde die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler mit ihren verschiedenen Ortsteilen zugeteilt. Unserer Einheit war der Ortsteil Ahrweiler für die kommenden Tage zugewiesen worden. Wir wussten, dass es sich bei diesem Ortsteil um einen der am stärksten betroffenen Gebiete handelt. Je näher wir dem Einsatzgebiet kamen und die ersten Schäden an Brücken und Häusern für uns sichtbar wurden, desto bedrückender wurde unsere Stimmung. Alle 9 Kameraden auf unserem KatS-Fahrzeug (6 Mann aus Eckernförde, 2 aus Schacht-Audorf und 1 aus Holtsee) wollten nur noch eins: Anpacken und helfen !
Die ersten Einsätze wurden zugeteilt und so pumpten wir die ersten Keller von Wasser leer und räumten zerstörtes Hausrat aus den Häusern.
Jetzt wurde uns bewusst, dass die örtlichen Hilfeleistungseinheiten (Feuerwehren, THW, Polizei u.a.) aber auch einer Vielzahl von freiwilligen Helfern (Privatpersonen, private Unternehmen) vor fast unlösbaren Aufgaben stehen und sich die Aufräumarbeiten und der Wiederaufbau über Monate und Jahre hinziehen wird. Der Begriff „wie im Kriegsgebiet“ war in aller Munde, denn alles was unsere Zivilisation mit unserem Wohlstand, der Infrastruktur und unser tägliches Leben ausmacht, war in dieser Region so nicht mehr vorhanden.
Am Abend ging es dann zu unserem Basislager nach Windhagen zurück. Nach der Dekontamination von Fahrzeug, Gerätschaften und persönlicher Schutzausrüstung konnten wir gegen 23 Uhr endlich Feierabend machen und uns nach dem Abendessen anschließend zum Schlafen legen.
Von Montag, 26.07. bis einschl. Donnerstag, 29.07., waren wir dann täglich von ca. 7 Uhr bis z.T. nach 22 Uhr im Einsatz in Ahrweiler.
Als Einsätze wurden uns u.a. zugeteilt: Gebäude von Wasser leer pumpen, in Gebäuderäume den Schlamm (z.T. 50 cm hoch) ausschöpfen, zerstörter Hausrat auf Sammelstellen bringen sowie zerstörte Autos aus Tiefgeragen bringen. Den bewegensten Einsatz hatten wir dann am letzten Tag: Unser Zug mit 30 Kameraden unterstützte die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Ahrweiler deren Gerätehaus wieder begehbar zu machen, da das Gerätehaus zur Hälfte komplett zerstört wurde und die verbleibende Hälfe gravierende Schäden davongetragen hatte. Nach dem Motto: Helfer helfen Helfern – gelebte Kameradschaft.
Zusätzlich mussten wir Feuerwehreinheiten in 12-Stundenschichten auch noch die Brandwache für die Freiwillige Feuerwehr Heimersheim (Ortsteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler) mit übernehmen. So verging unser KatS-Einsatz wie im Fluge und wir alle hatten ein glückliches Gefühl einen kleinen Beitrag zur Bewältigung der Schäden und für eine neue Zukunft beigetragen zu haben.
Am Freitagmorgen, 30.07., wurde dann wieder die 11-stündige Rückfahrt nach Schleswig-Holstein angetreten.
Überwältigen war auch für uns Helfer aus den verschiedenen Feuerwehren, wie wir in kürzester Zeit zu „einer Einheit“ zusammengeschweißt sind. Als anfänglich „zusammengewürfelter Haufen“ von Helfern wurden wir in wenigen Stunden eine „schlagkräftige und kompetente“ Helfergruppe, die auch so manches Mal sich bei ihren Einsätzen über die Bürokratien und Vorgaben des Krisenstabes des Landes hinweggesetzt hatte, da die vorgefundene Situation Vorort dies erforderte. Kameradschaft wurde in jeder Zeit gelebt und gaben für jeden von uns den nötigen Rückhalt während dieses KatS-Einsatzes. Am Ende der Einsatzzeit sind somit auch Freundschaften zwischen den unterschiedlichen Feuerwehren entstanden und werden weiter gepflegt und gelebt.
Was man in den Medien über dieses Ereignis liest und sieht ist das eine und betrifft viele Bundesbürger nicht direkt. Wir Mitglieder unserer Feuerwehr haben uns bereit erklärt im Katastrophengebiet direkt zu helfen, hatten deshalb Urlaub genommen oder wurden von unseren Arbeitgebern dafür freigestellt.
Was uns bei diesem KatS-Einsatz besonders berührt hat, war die überwältigende Hilfeleistung Vorort und die immer wieder ausgesprochene Dankbarkeit der Betroffenen. Ungeachtet ob Privatpersonen, private Unternehmen, Hilfeleistungsorganisationen u.a. aus dem In- als auch Ausland haben in dieser Katastrophenregion angepackt und den Betroffenen geholfen. Zusätzlich die überwältigende Hilfe mit Sach- und Geldspenden, um den Betroffenen in ihrer Not beizustehen. Denn manch einer hat nicht nur sein ganzes Hab und Gut verloren, sondern leider auch Angehörige, Verwandte, Freunde oder Bekannte. Diese unterschiedlichen tragischen Geschichten wurden auch uns durch die persönlichen Gespräche mit den Betroffenen erzählt. Diese persönlichen Schicksale werden uns und jede/n Kameraden/In auch anderer Hilfeleistungseinheiten in unserem weiteren Leben in Erinnerung bleiben und prägen.
Da durch den Klimawandel die Gefahr einer starken Sturmflut sowie Hochwasser auch in Schleswig-Holstein nicht außer Acht gelassen werden sollte, wären wir Schleswig-Holsteiner in solch einer Situation über jede Hilfe dankbar.
Es wäre schön, wenn sich jeder dieser Situation bewusst wird und aus Solidarität jetzt den Betroffenen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit Spenden helfen/unterstützen würde.
Spendenaufruf
Das wichtigste ist diese Kameraden/innen und die Bevölkerung in Ahrweiler und Umgebung nicht alleine zulassen und weiterhin zu helfen. Hier möchten die Kameraden der Kreisbereitschaft mit einer Spendenaktion unterstützen, die direkt den Kameraden der örtlichen Feuerwehr zu Gute kommen wird.
Helfen auch Sie den freiwilligen Helfern in Not und Spenden Sie für die Hochwasser Gebiete jeder Cent zählt.
Stichwort „Helfer in Not“
IBAN: DE54216900200005031044
Wir versichern Ihnen, das alle Spenden zu 100% den Kameraden der örtlichen Feuerwehr zu Gute kommen wird. Leider dürfen wir keine Spendenbescheinigungen ausstellen. Bei größeren Spenden finden wir aber bestimmt auch hierfür eine Lösung.
Vielen Dank für ihre Spende.
Weitere Erfahrungsbereichte finden Sie auf der Webseite der Feuerwehr Osterrönfeld